Heute gibt es mal kein Rezept oder Trainingstipp, sondern eine Frage die mir immer wieder gestellt wird:
Wieso müssen die vegetarische Alternativen zu Fleisch immer so heißen und so aussehen wie die Fleischvarianten???
Eigentlich bin ich selber nie auf den Gedanken gekommen, dass es “falsch” sein könnte eine vegetarische Frikadelle, Wurst oder Hack als eben solches zu bezeichnen. Ich wusste bisher nicht das Fleisch Produkte eben diese Bezeichnungen für sich in Beschlag genommen haben. Für mich sind es Beschreibungen der Form, welche die vegetraische Alternative bekommt. Eben die Form einer Wurst, einer Frikadelle oder eben von Hack oder Geschnetzeltem. Die Ausnahme bei der ich als Vegetarier auch den Kopfschüttel ist “Fleischsalat – vegetarisch”, vegetarische Salami/ Mortadella usw… DAS muss wirklich nicht sein. Denn wenn kein Fleisch drin ist, nenne ich es auch nicht Fleisch, sonder von mir aus Tofu, Soja oder ähnlichen Salat bzw. Aufschnitt. Aber danach hört es eigentlich auch schon auf. Weil, wie ich schon sagte, es beschreibt meist die Form des jeweiligen Produktes.
Und ja, es nervt mich ungemein, wenn man mir sagt, das vegetarisches Hack nicht “Hack” heißen darf. Ich frage dann immer wieso nicht? Es ist schließlich “gehackt” quasi zerkleinert – genauso wie Hackfleisch. Die Antwort ist dann immer, es sei eben kein Hack und müsste einen eigenen Namen haben. Von mir aus kann man es auch vegetarisches gehäckseltes nennen (ist auch zerkleinert), aber wenn wir es mal ganz genau nehmen und das mache ich jetzt einfach mal, müssten ziemlich viele Dinge neue Namen bekommen.
Ich fange mal mit ein paar Beispielen an:
1. Schnitzeljagd: Ich habe als Kind häufig eine Schnitzeljagd gemacht, aber ein Schnitzel habe ich nie bekommen. Makaber ausgedrückt ist ein Jäger irgendwie immer auf Schnitzeljagd. Laut Duden wird die Schnitzeljagd auch als Schnipseljagd bezeichnet. Aber würde irgendjemand zu einem Kind sagen: “Nein, du darfst nicht Schnitzeljagd sagen, solange du am Ende kein Schnitzel bekommst!”. Nein, würde man nicht.
2. Wurst: Per Definition ist Wurst zum Einen ein aus klein gehacktem Fleisch produziertes Nahrungsmittel. Zum anderen aber auch “ETWAS” das die Form einer länglichen Rolle hat. Also dürfen auch andere Dinge als Wurst bezeichnet werden.
3. Fischfrikadelle: Wieso darf es eine Fischfrikadelle geben, aber keine vegetarische/ Tofufrikadelle. Denn auch die Fischfrikadelle besteht, wenn wir Glück haben, nicht aus Hackfleisch. Da hat sich aber bestimmt noch niemand beschwert und gesagt, dass die Fischfrikadelle in Zukunft nicht mehr Frikadelle heißen darf.
4. Klößchen: Klößchen ist eine Verkleinerung von Kloß. Und ein Kloß ist nicht unbedingt in erster Linie ein Fleischgericht. Es geht eher um Teig (vegetarisch), der rund zu Klößen geformt wurde. Hier finden wir wieder die Beschreibung einer Form. Denn auch das sprichwörtliche “einen Kloß im Hals haben” hat nichts mit Fleisch zu tun. Darf ich deshalb dies nicht mehr sagen, sondern sollte sagen ich habe etwas rundes im Hals? Ja ich weiß, es klingt übertrieben, aber ich versuche möglichst viele Beispiele zu finden, damit deutlich wird worauf ich hinaus möchte und das es eigentlich zielmich egal ist, ob die Wurst aus Fleisch, Tofu, Grünkern oder unverdaulichen Stoffen die ausgeschieden werden besteht, solange die Form der Wurst gemeint ist.
5. Bratwurstschnecke: Mein lieblings Beispiel Darf man die Bratwurstschnecke als solche betiteln, wenn sie gar nicht aus Schnecken gemacht ist. Ein Fleischesser antwortete mir auf diese Frage, ich solle nicht so kleinlich sein, es wäre schließlich die Form einer Schnecke…Aha, da ist das dann also ok? Das musste er schmunzelnd zugeben und sagte, man kenne es eben nicht anders.
Natürlich könnte man sich neue Namen für fleischlose Produkte ausdenken. Zum Beispiel Tofu Stab, Soja geschreddertes, Bratling (aufpassen, dies ist wirklich ein Begriff, der für vegetarische Speisen verwendet wird. Aber von mir aus darf man auch Rinderbratling sagen, mir ist das egal), Tofu Rolle, Soja Fladen, usw… Aber auch hier könnte man auf Widerspruch stoßen:
1. Fladen: Hier denkt man an Fladenbrot oder Kuhfladen. Dementsprechend wäre auch hier die Frage, ob ich meine plattgedrücktes Sojaspeise so nennen darf.
2. Stab/ Rolle: Naja, unter Stäben und Rollen versteht man eigentlich nicht essbare Gegenstände, aber wir hätten die Formbezeichnung von Wurst auf Rolle / Stab verändert.
3 Geschreddert: Schreddern tut man heutzutage auch eher andere Dinge. Papier zum Beispiel, Holz oder auch Küken (ja das ist makaber und traurig, aber ich möchte die Dinge nicht schön verpacken sondern ehrlich aussprechen).
Wenn ich mir das Geschriebene nun zusammenfasse bleibe ich auf meinem Standpunkt, dass man vegetarische Gerichte, wenn es um die Formgebung geht auch nach sonst üblichen Begriffen für Fleisch benennen darf. Außnahmen sind Lebensmittel wie “Putenwurst – vegetarisch” (erneutes Kopfschütteln).
Ein für mich größeres Paradoxon ist es, dass vegetarische Alternativen genauso schmecken sollen wie Fleisch. Wenn ich mich entscheide auf etwas zu verzichten (aus welchem Grund auch immer) lebe ich doch mit der Konsequenz auch diese Geschmack nicht mehr zu essen, damit ich nicht immer daran erinnert werde…
Aber wahrscheinlich sind hier nur wenige meiner Meinung. Da ich auf Fleisch verzichte, weil ich es eben nicht mag und immer etwas enttäuscht bin, wenn ich Tofu Alternativen kaufe, diese dann wirklich für mich so schmecken wie Fleisch und ich sie deshalb weggebe bzw. wegschmeiße.
Und weiter gesponnen müsste dies heißen, dass jeder der auf Süßigkeiten verzichtet auch keine Alternativen mit Schokogeschmack o.ä. zu sich nehmen dürfte.
Also lasse ich diesen Gedanken vorerst offen und begnüge mich damit, meinen Standpunkt zum Thema “Dürfen veggie Würstchen überhaupt Würstchen heißen” mal in Ruhe klargemacht zu haben.
Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Fleischesser hier seine Einstellung etwas ändert und kompromissbereiter wird!
Die Fitalistin