Was sind eigentlich Faszien?

Dieses Bindegewebe ist zur Zeit in aller Munde. Es verbindet im menschlichen Körper alles mit allem. Faszien sind kollagene Faserstrukturen des Bindegewebes, die einen wesentlichen Bestandteil des Körper-Netzwerkes bilden.

Lange Zeit war die große Bedeutung und Funktion des “Verpackungsmaterials” in unserem Körper unterschätzt – die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse lassen jedoch revolutionäre Rückschlüsse zu: Faszien sind trainierbar!

Die neuen Erkenntnisse über die Wichtigkeit und Funktion des Faszien Gewebes eröffnen nun Möglichkeiten bezüglich Gesundheit, Fitness und sportlicher Aktivität.

Die Beschaffenheit der Faszien ist dabei stark abhängig von unserem Alltag – unterschiedliche Längen, Stärken und Ausrichtungen des Gewebes sind die Folge.

Durch ihre besondere Beschaffenheit weisen die Faszien einige Besonderheiten auf:

  • Die Scherengitterstruktur: Durch die Gitteranordnung ist das Gewebe sehr dehnfähig und gleichzeitig maximal reißfest. Bei inaktiven Personen, Überlastung oder einseitiger Belastung nehmen diese Fähigkeiten jedoch ab. Die Gitteranordnung ist weniger vorhanden, vielmehr gleicht die Struktur in diesem Fall einem verknoteten Wollknäuel.
  • Ohne Wasser kann das Gewebe seinen Funktionen nicht nachkommen. Zu hohe, einseitige oder gar fehlende Belastungen führen zum Dehydrieren des Gewebes. Dies zieht ebenfalls eine Funktionseinschränkung nach sich.
  • Verbindungen: Faszien verbinden verschiedenste Strukturen wie Knochen, Muskeln und Organe in unserem Körper miteinander. Sie umhüllen also nicht nur unsere Muskeln, sie erfüllen auch die formgebende Aufgabe. “Dieses körperweite Netzwerk durchdringt den Körper von oben nach unten, von vorne nach hinten und von außen nach innen.

Durch ihre Vielseitig- und Einzigartigkeit kommen den Faszien viele Funktionen zu. Einige ausgewählte möchte ich näher beschreiben:

  • Faszien zur Kraftübertragung: Die Verbindung von Muskeln zu Knochen erfolgt durch Faszien (Sehnengewebe). Um Bewegungen ausführen zu können und zur Kraftübertragung ist diese Verbindung unabdingbar.
  • Faszien als Kraftspeicher: Ein beachtlicher Teil der Energie zur Bewegungsausführung (z.B. Armbeugen) stammt aus den Faszien, welche die Energie wie eine Sprungfeder speichern und dann sprungartig wieder entlassen.
  • Faszien als Zentrum von Beschwerden: Wer ein elastisches und widerstandsfähiges Faszien Gewebe besitzt, verfügt über den bestmöglichen Schutz vor Beschwerden und Schmerzen. Über- oder Fehlbelastungen sowie einseitige oder gänzlich fehlende Belastungen der Faszien führen in der Regel zu teilweise schmerzhaften Beschwerden oder Einschränkungen.
  • Faszien als Sinnesorgan: Die Faszien sind stark in die Wahrnehmung des Körpers integriert und verfügen über zahlreiche Sinnesrezeptoren, welche unter anderem für ein gutes oder unangenehmes Körpergefühl verantwortlich sind.

Faszientraining und Schmerz:

Normalerweise ist der Schmerz ein Warnsignal, welches als Urinstinkt fest verankert ist. Beim ersten Training mit der Faszienrolle kommt es häufig zu Schmerzen durch die Druckbelastung mit der Rolle. “Schmerzen, die nur beim Rollen entstehen, verschwinden unmittelbar nach der Druckbelastung und können demnach nicht dem Warnprinzip zugeordnet werden.”

Das regelmäßige Rollen lässt die temporären Schmerzen deutlich geringer werden oder sie verschwinden sogar ganz. Als ein vielversprechender Ansatz gilt das Faszientraining auch bei der Behandlung von Schmerzen im Bewegungsapparat: Der erste schmerzlindernde Effekt (z.B. bei Rücken- oder Schulterschmerzen) tritt sehr schnell ein.

Je nach der Belastung, die unser Körper alltags und sportlich erfährt, sind die “Problemzonen” höchst individuell. Generell gilt: Punkte oder Körperpartien, welche sich als besonders schmerzhaft beim Rollen erweisen, benötigen mehr Pflege!

Thömmes, F. (2015). Faszientraining. (6. erw. Neuaufl.). München: Copress Verlag.

 

Viel Spaß beim ausprobieren und rollen – Die Fitalistin